Wo Hoch- und Populärliteratur sich nahe sind, stehen für viele Leser die Bücher Wolfgang Schreyers. 1927 in Magdeburg geboren, war Schreyer einer der populärsten Romanautoren der deutschen Nachkriegsliteratur. Er starb 2017, wenige Tage vor seinem 90. Geburtstag, in Ahrenshoop. Bekannt ist er vor allem für seine faktenreichen Tatsachenromane, die, oft in Lateinamerika, später auch in seiner Heimat angesiedelt, stets reale politische Abläufe in den Blick nahmen. Schreyer geriet immer wieder in Konflikt mit der staatlichen Zensur und wurde ab Ende der 1950er Jahre von der Staatssicherheit überwacht. Schon in dieser Zeit setzte er sich öffentlich für ein Ende der Zensur im Literaturbetrieb ein.
Zwischen 1952 und 2016 verfasste er gut 40 Bücher, die in einer Gesamtauflage von mehr als fünf Millionen Exemplaren erschienen und in acht Sprachen übersetzt wurden. Mehrere seiner Bücher wurden verfilmt, unter anderem von Regie-Legende Kurt Maetzig (1911-2012).
Auf dieser Webseite soll über das Leben und die Bücher von Wolfgang Schreyer informiert werden. Ein umfangreiches Werkverzeichnis mit Angaben zu Auflagen, Übersetzungen und Verfilmungen ist angefügt. Es basiert auf den Angaben der Deutschen Nationalbibliothek sowie persönlichen Aufzeichnungen des Autors. Eigens für diese Webseite verfasste er zudem kurze Anmerkungen zu den einzelnen Büchern und den Umständen ihrer Entstehung.
Im folgenden Interview, das 2017 geführt wurde, schildert Schreyer Erfahrungen und Gedanken rund um seine mehr als sechs Jahrzehnte währende Arbeit als Schriftsteller – der Bericht eines Zeitzeugen, der Nazizeit, DDR und gesamtdeutsche Wirklichkeit gleichermaßen kritisch betrachtet. Sein Freund und Kollege Stefan Heym (1913-2001) meinte:
„Ich kenne Wolfgang Schreyer seit langem, aus den DDR-Jahren und später. In dieser Zeit hat er sich von einem hochbegabten Abenteuer-Autor zu einem Philosophen entwickelt, der uns allen von seinem Reet-Haus in Ahrenshoop her eine Menge zu sagen hat.“
Im Nachwort zu seinem Roman „Die Beute“ schrieb Schreyer Anfang 1989:
„Es mag gut sein, als Schriftsteller richtige Antworten auf Fragen der Zeit zu geben, und schön, sich in dieser Hoffnung zu wiegen. Doch es sollten keine fertigen Antworten sein. Sonst fehlte alles, was zu ihnen führt, das Suchen, die Rückschläge, der ganze Erfahrungsprozess, der wirklich zählt – für den Autor wie für den Leser. Die seelischen, materiellen und politischen Tatsachen des Lebens sind es, die beide verbinden, in gemeinsamem Nachdenken, das am Anfang und am Ende allen bewussten Handelns steht.“